Auf­takt­pres­se­mit­tei­lung Volks­be­geh­ren Radent­scheid Bayern

Veröffentlicht am 2. Juni 2022

Mün­chen, 2. Juni 2022


Pres­se­mit­tei­lung

Radentscheid Bayern Logo

Ein Radent­scheid für Bayern

Zum Welt­fahr­rad­tag am 3. Juni 2022 kün­digt ein Bünd­nis aus Ver­bän­den und Par­tei­en einen bay­ern­wei­ten Radent­scheid an. Durch das Volks­be­geh­ren soll im Frei­staat end­lich der feh­len­de Rah­men für eine ech­te Rad­ver­kehrs­för­de­rung geschaf­fen wer­den. Start der Unter­schrif­ten­samm­lung ist der 16. Juni 2022.

Mün­chen, 02. Juni 2022 – Umfra­gen und die über 240.000 Unter­schrif­ten, die die Radent­scheid­be­we­gung für eine bes­se­re und siche­re Rad­in­fra­struk­tur in 11 baye­ri­schen Städ­ten gesam­melt haben, bele­gen es: Die Men­schen in Bay­ern wol­len mehr Rad­fah­ren und bes­se­re Bedin­gun­gen hier­für. Die Umset­zung der Radent­schei­de geht vor Ort aller­dings kaum vor­an, weil Geld und Per­so­nal feh­len und über­hol­te Richt­li­ni­en und Stra­ßen­ver­kehrs­ge­set­ze rasche Ver­bes­se­run­gen der Rad­in­fra­struk­tur ver­hin­dern. Zudem ist den Städ­ten und Gemein­den wei­test­ge­hend allein über­las­sen, ob und wie sie den Rad­ver­kehr för­dern und sie bekom­men dabei zu wenig Unter­stüt­zung vom Frei­staat. Das Ergeb­nis ist – sofern über­haupt vor­han­den – ein Fli­cken­tep­pich unter­schied­lichs­ter und meist nicht aus­rei­chen­der Rad­we­ge. Die Kom­bi­na­ti­on von Rad und ÖPNV wird Rad­fah­ren­den in Bay­ern alles ande­re als leicht gemacht. All dies will der Radent­scheid Bay­ern mit einem Rad­ge­setz ändern, das die Staats­re­gie­rung und Kom­mu­nen ver­pflich­tet, umwelt­freund­li­che Mobi­li­tät prak­tisch umzusetzen.

Kei­ne Ver­bes­se­run­gen fürs Rad im Frei­staat
Die Staats­re­gie­rung hat sich 2017 das Ziel gesetzt, den bay­ern­wei­ten Rad­ver­kehrs­an­teil bis 2025 von 10 auf 20 Pro­zent zu ver­dop­peln. Bis jetzt ist der Rad­ver­kehrs­an­teil aber nur um ca. einen Pro­zent­punkt auf 11 Pro­zent gestie­gen. Das ist auch kein Wun­der: Rad­we­ge, Abstell­an­la­gen und Rad­mit­nah­me­mög­lich­kei­ten feh­len oder sind häu­fig so dürf­tig und unsi­cher, dass sie nicht zum Rad­fah­ren einladen. 

Brei­tes Bünd­nis für baye­ri­schen Radent­scheid
Getra­gen wird der Radent­scheid Bay­ern vom All­ge­mei­nen Deut­schen Fahr­rad-Club (ADFC) Bay­ern, vom baye­ri­schen Lan­des­ver­band des Ver­kehrs­Club­Deutsch­land (VCD) und den 11 kom­mu­na­len baye­ri­schen Radent­schei­den. Im Bünd­nis wir­ken der BUND Natur­schutz (BN) und fünf baye­ri­sche Lan­des­ver­bän­de poli­ti­scher Par­tei­en mit.

Zie­le für den Rad­ver­kehr
Der für ein Volks­be­geh­ren erfor­der­li­che Gesetz­ent­wurf des Bünd­nis­ses ver­folgt u.a. fol­gen­de Zie­le für eine bes­se­re und siche­re Radinfrastruktur:

  • Der Rad­ver­kehrs­an­teil am Gesamt­ver­kehr soll bis 2030 bay­ern­weit 25 Pro­zent betragen.
  • Der Sanie­rungs­stau bei der Rad- und Fuß­ver­kehrs­in­fra­struk­tur wird beho­ben und bei allen Bau­maß­nah­men und Sanie­run­gen wird eine bedarfs­ge­rech­te, siche­re und mög­lichst kreu­zungs­freie Rad­ver­kehrs­füh­rung geplant, die auch die Bedürf­nis­se jen­seits des „nor­ma­len“ Zwei­rads berück­sich­tigt, wie z.B. von Fami­li­en mit Las­ten­rä­dern oder Kin­der­an­hän­gern oder von Men­schen mit Spe­zi­al­rä­dern für kör­per­li­che Einschränkungen.
  • Das Ziel der „Visi­on Zero“ (= kei­ne Ver­kehrs­to­ten mehr) wird ernst­haft ver­folgt. Obers­te Prio­ri­tät müs­sen hier­für die Schwä­che­ren im Ver­kehr haben – z. B. durch Tem­po­be­schrän­kun­gen und klar vom KFZ-Ver­kehr getrenn­te Fuß- und Radwegführung.
  • Der umwelt­freund­li­che Ver­kehr wird vor­ran­gig aus­ge­baut und lässt sich gut kom­bi­nie­ren – auch auf dem Land (Ver­bes­se­rung der Abstell­an­la­gen, Rad­in­fra­struk­tur und Radmitnahme).
  • Die seit vie­len Jah­ren ver­spro­che­nen kreu­zungs­frei­en Über­land-Rad­we­ge  (sog. Rad­schnell­ver­bin­dun­gen) müs­sen end­lich Rea­li­tät wer­den – nicht nur auf dem Papier.
  • Flä­chen­ver­sie­ge­lung für den Ver­kehr wird sorg­fäl­tig abgewogen.

Die Unter­schrif­ten­samm­lung beginnt am 16. Juni 2022 auf dem Münch­ner Toll­wood-Fes­ti­val und in vie­len Städ­ten und Gemein­den Bay­erns. Wann, wie und wo unter­schrie­ben wer­den kann ist unter https://radentscheid-bayern.de/mitmachen zu finden.

Ber­na­dette Felsch, Beauf­trag­te des Volks­be­geh­rens Radent­scheid Bay­ern, fasst zusam­men: „An weit über der Hälf­te der Staats- und Bun­destra­ßen gibt es kei­ner­lei Rad­we­ge. Hier hat man meist nur die Wahl zwi­schen holp­ri­gen Feld­we­gen oder gefähr­li­chem Radeln auf der Land­stra­ße, wo man mit sehr hohen Geschwin­dig­kei­ten und wenig Abstand von schwe­ren KFZ über­holt wird. Rad­mit­nah­me in Bus und Bahn ist oft nicht mög­lich, teu­er und nicht garan­tiert. Bay­ern braucht des­halb ein Rad­ge­setz, das Zustän­dig­kei­ten, Res­sour­cen und Stan­dards regelt. Ber­lin und NRW haben bereits Rad­ge­set­ze und kom­men seit­her bes­ser voran.“

Prof. Dr. Andre­as Kager­mei­er, stell­ver­tre­ten­der Beauf­trag­ter des Radent­scheids Bay­ern, sagt: „Nach­dem die Rad­ge­setz-Ent­wür­fe der SPD und der Grü­nen im Land­tag abge­lehnt wor­den sind, hat sich das star­ke und brei­te Bünd­nis für den Radent­scheid Bay­ern rasch gefun­den. Uns eint das Ziel, gemein­sam den Frei­staat zu einer zukunfts­ge­rich­te­ten Mobi­li­täts­po­li­tik zu bringen!“

Pau­lus Guter, Ver­tre­ter der kom­mu­na­len Radent­schei­de, ergänzt: „Tau­sen­de Men­schen enga­gie­ren sich in den kom­mu­na­len Radent­schei­den, aber die müh­sa­me Umset­zung vor Ort hat uns vor Augen geführt, dass wir ohne bay­ern­wei­te Ver­bes­se­run­gen kaum vor­an­kom­men. Bit­te unter­schreibt des­halb alle für eine ech­te Ver­kehrs­wen­de, für einen rele­van­ten Bei­trag zum Kli­ma­schutz und für mehr Sicher­heit, kurz für guten Rad­Fair­kehr in Bayern!”

Mar­tin Geil­hu­fe, BUND Natur­schutz in Bay­ern: „In Bay­ern betra­gen die ver­kehrs­be­ding­ten CO2-Emis­sio­nen 34 Mil­lio­nen Ton­nen pro Jahr, das sind 42 Pro­zent der gesam­ten Emis­sio­nen in Bay­ern. Im Ver­kehrs­sek­tor gehen seit Jah­ren die CO2 Emis­sio­nen nicht zurück und trotz­dem sol­len rund 1500 Kilo­me­ter neue Stra­ßen in Bay­ern gebaut wer­den.  Die­ser ver­kehrs­po­li­ti­sche Irr­sinn ver­schärft die Kli­ma­kri­se. Damit muss Schluss sein. Die Mobi­li­täts­wen­de muss jetzt mit aller Kraft vor­an­ge­trie­ben wer­den. Der Rad- und Fuß­ver­kehr ist dabei ein unver­zicht­ba­rer und enorm wich­ti­ger Baustein.“

Tho­mas von Sar­now­ski, Bünd­nis 90/Die Grü­nen: „Die Kli­ma­kri­se drängt. Nach Jah­ren der rück­schritt­li­chen Ver­kehrs­po­li­tik brau­chen wir einen gro­ßen Schritt Rich­tung kli­ma­freund­li­cher Mobi­li­tät. Jeder Mensch in Bay­ern, ob im Dorf oder in der Stadt, soll end­lich sicher, ein­fach und bequem mit dem Fahr­rad unter­wegs sein können.”

Emi­lia Kir­ner, ÖDP: „Die ÖDP hat schon zahl­rei­che erfolg­rei­che Volks­be­geh­ren wie zum Bei­spiel „Ret­tet die Bie­nen“ oder „Nicht­rau­cher­schutz“ durch­ge­führt. Wir sind sehr zuver­sicht­lich, dass durch das star­ke Bünd­nis des Radent­scheids end­lich Bewe­gung in die Ver­kehrs­wen­de kommt.“

Kath­rin Flach Gomez, DIE LIN­KE: „Der Fokus auf das Auto­mo­bil in der Ver­kehrs­po­li­tik ist weder inklu­siv noch sozi­al gerecht, des­halb brau­chen wir einen stär­ke­ren Fokus auf Fuß,
Rad und ÖPNV.”

Andre­as Schus­ter, Bay­ern­SPD: „Sicher­heit im Stra­ßen­ver­kehr ist eines der wich­tigs­ten Bestand­tei­le des von uns gefor­der­ten und drin­gend benö­tig­ten Rad­ge­set­zes für Bay­ern. Unser kla­res Ziel ist es daher, die „Visi­on Zero”, also die Ziel­vor­ga­be, dass kein Mensch im Stra­ßen­ver­kehr mehr getö­tet oder schwer ver­letzt wird, gesetz­lich zu verankern.”

Phil­ipp Schmie­der, Volt: „Das Bei­spiel ande­rer euro­päi­scher Län­der zeigt: Eine bes­se­re Rad­in­fra­struk­tur ist kei­ne Uto­pie, son­dern in den Nie­der­lan­den oder Däne­mark bereits heu­te Rea­li­tät. Es lohnt sich also, Poli­tik auch über Gren­zen hin­weg zu denken.“

Hin­weis für Redak­tio­nen
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Über das Bünd­nis
Das Bünd­nis „Radent­scheid Bay­ern“ wur­de vom All­ge­mei­nen Deut­schen Fahr­rad-Club (ADFC) Bay­ern, vom baye­ri­schen Lan­des­ver­band des Ver­kehrs­Club­Deutsch­land (VCD) und den 11 kom­mu­na­len baye­ri­schen Radent­schei­den (Augs­burg, Bam­berg, Bay­reuth, Erlan­gen, Frei­sing, Mün­chen, Nürn­berg, Neu-Ulm, Regens­burg, Rosen­heim, Würz­burg) gegrün­det. Unter­stützt wird der Radent­scheid Bay­ern vom BUND Natur­schutz (BN) und fünf baye­ri­schen Lan­des­ver­bän­den poli­ti­scher Par­tei­en (Bünd­nis 90/Die Grü­nen, SPD, ÖDP, DIE LIN­KE, Volt)
Ziel ist ein Rad­ge­setz für Bay­ern, das die Staats­re­gie­rung und Kom­mu­nen ver­pflich­tet, umwelt­freund­li­che Mobi­li­tät prak­tisch umzusetzen.