Baye­ri­scher Ver­fas­sungs­ge­richts­hof erklärt „Radent­scheid Bay­ern“ für unzulässig

Veröffentlicht am 7. Juni 2023

Das Bünd­nis „Radent­scheid Bay­ern“ respek­tiert die Ent­schei­dung des Gerichts, kri­ti­siert jedoch, dass die Maß­stä­be für die Gesetz­ent­wür­fe zu Volks­be­geh­ren in Bay­ern im Ver­gleich zu ande­ren Bun­des­län­dern sehr hoch ange­setzt werden.

Ablehnung Bay VewrfGH

Ent­täusch­te Gesich­ter bei den Akti­ven des Radent­scheid Bay­ern nach der Bekannt­ga­be der Ablehnung

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Mün­chen, 07. Juni 2023 – Am 10. Mai hat­ten die für die Ent­schei­dung über die Zuläs­sig­keit des Radl-Volks­be­geh­rens beru­fe­nen Rich­te­rin­nen und Rich­ter die Beauf­trag­te des Radent­scheids Bay­ern, sowie die Ver­tre­ter der Staats­re­gie­rung und des Land­ta­ges ange­hört und für den 7. Juni ihr Urteil ange­kün­digt. Heu­te wur­de mit­ge­teilt, dass der Radent­scheid Bay­ern, so wie fast alle vor­he­ri­gen Volks­be­geh­ren, die dem Baye­ri­schen Ver­fas­sungs­ge­richts­hof vor­ge­legt wur­den, nicht zuge­las­sen wird. Die Begrün­dung: Der Gesetz­ent­wurf des Bünd­nis­ses Radent­scheid sei in Tei­len kom­pe­tenz­wid­rig und eine teil­wei­se Zulas­sung kom­me nicht in Betracht. Die Land­tags­wahl­be­rech­tig­ten in Bay­ern wer­den folg­lich nicht für das Volks­be­geh­ren unter­schrei­ben und auch nicht in einem Volks­ent­scheid abstim­men können.

Ber­na­dette Felsch, Beauf­trag­te des Volks­be­geh­rens und Vor­sit­zen­de des ADFC Bay­ern, kom­men­tiert: „Lei­der ver­tre­ten die Rich­te­rin­nen und Rich­ter die Auf­fas­sung, dass gera­de die für die Ver­kehrs­si­cher­heit enorm rele­van­ten Punk­te, wie Tem­po 30, Visi­on Zero, Schul­stra­ßen und Vor­rang für den Rad- und Fuß­ver­kehr nicht mit dem Stra­ßen­ver­kehrs­recht des Bun­des voll­stän­dig ver­ein­bar wären. Wir ver­ste­hen das als Auf­trag, auf Bun­des­ebe­ne Ver­bes­se­run­gen im Ver­kehrs­recht zu erwir­ken und das Gespräch mit der Staats­re­gie­rung zu deren Rad­ge­setz­ent­wurf zu suchen, denn die­ser ist noch unzu­rei­chend für die Sicher­heit der Rad­fah­ren­den in Bayern.“

Andre­as Kager­mei­er, VCD Bay­ern: „Statt den Dia­log mit der Volks­be­geh­rens­in­itia­ti­ve zu suchen und gemein­sam trag­fä­hi­ge Lösun­gen zu ent­wi­ckeln, hat die Staats­re­gie­rung for­ma­lis­ti­sche Win­kel­zü­ge gemacht und im Hin­ter­grund an einem weich­ge­spül­ten eige­nen Ent­wurf für ein Rad­ge­setz gearbeitet.“

Mar­tin Geil­hu­fe, BUND Natur­schutz in Bay­ern: „Es ist ein ech­ter Rück­schritt für die Mobi­li­täts­wen­de. Damit ist momen­tan den Bürger:innen eine Mög­lich­keit genom­men, einen Teil der so wich­ti­gen Mobi­li­täts­wen­de aktiv mit­zu­ge­stal­ten. Nun müs­sen und wer­den wir ver­stärkt mit ande­ren Mit­teln dafür arbei­ten, dass es damit in Bay­ern vor­an­geht – denn das aktu­ell vor­lie­gen­de Rad­ge­setz der Staats­re­gie­rung hilft da nicht weiter.“

Tho­mas von Sar­now­ski, Bünd­nis 90/Die Grü­nen: „Unab­hän­gig der gericht­li­chen Ent­schei­dung blei­ben die berech­tig­ten Sor­gen und Anlie­gen der Men­schen bestehen. 100.000 Men­schen haben unter­schrie­ben und wol­len ein Rad­ge­setz für Bay­ern, das die­sen Namen auch ver­dient. Die Men­schen in Bay­ern kön­nen jetzt die Land­tags­wahl am 8. Okto­ber zum Volks­ent­scheid für siche­re Rad­we­ge machen.

Andre­as Schus­ter, Bay­ern­SPD: „Das heu­ti­ge Urteil des Ver­fas­sungs­ge­richts­ho­fes mag juris­tisch nach­voll­zieh­bar sein. Für uns als Bay­ern­SPD stellt es inhalt­lich aber einen Schlag ins Gesicht der über 100.000 Men­schen im Frei­staat dar, die mit ihrer Unter­schrift im letz­ten Jahr ein gutes Rad­ge­setzt für Bay­ern wäh­len woll­ten. Der Schnell­schuss­ent­wurf der Staats­re­gie­rung erfüllt die­se Erwar­tun­gen noch nicht und muss nun schnells­tens mit den Initiator:innen des Radent­scheids an einem run­den Tisch nach­ge­bes­sert werden.”

Emi­lia Kir­ner, ÖDP: „Dass das Begeh­ren für unzu­läs­sig erklärt wur­de, hin­ter­lässt bei der ÖDP vie­le Fra­ge­zei­chen. Es zeigt auf, wie stark das in der Baye­ri­schen Ver­fas­sung ver­an­ker­te Recht auf ein Volks­be­geh­ren aus­ge­höhlt wer­den kann und als Prä­ze­denz­fall zukünf­ti­ge Begeh­ren erschwert oder fast unmög­lich macht.“

Adel­heid Rupp, DIE LIN­KE: „Auf­grund des Urteils des Baye­ri­schen Ver­fas­sungs­ge­richts­hofs ist es nun an dem Bünd­nis Radent­scheid, den not­wen­di­gen Gesetz­ge­bungs­pro­zess auf Bun­des­ebe­ne vor­an­zu­trei­ben. Wir als Die Lin­ke Bay­ern wer­den auf unse­re Bun­des­tags­frak­ti­on zuge­hen und eine Ent­spre­chen­de Initia­ti­ve einfordern.”

Dani­el Burandt, Volt: „Wir sind zutiefst ent­täuscht von der Ent­schei­dung der baye­ri­schen Staats­re­gie­rung. Das Volks­be­geh­ren bot uns die Chan­ce, in Bay­ern den Weg einer fahr­rad­freund­li­chen Ent­wick­lung ein­zu­schla­gen, wie sie bereits erfolg­reich in ande­ren euro­päi­schen Län­dern statt­fin­det. Das der­zeit vor­lie­gen­de Rad­ge­setz der Staats­re­gie­rung ist unzu­rei­chend und zeigt auch man­geln­de Bereit­schaft zur Zusam­men­ar­beit und Dia­log mit den Bünd­nis­part­nern. Durch das Volks­be­geh­ren hät­ten wir eine direk­te demo­kra­ti­sche Ent­schei­dung erreicht, bei der die Bürger:innen aktiv in den Ent­schei­dungs­pro­zess ein­ge­bun­den wor­den wären.“

Der „Radent­scheid Bay­ern“ ver­folgt wei­ter­hin das Ziel, Bay­ern fahr­rad­freund­li­cher zu machen

Auch wenn das Volks­be­geh­ren nicht kommt, wird sich das Bünd­nis „Radent­scheid Bay­ern“ wei­ter dafür ein­set­zen, dass Bay­ern ein wirk­sa­mes Rad­ge­setz bekommt. Der Rad­ge­setz­ent­wurf von CSU und Frei­en Wäh­lern muss dafür in eini­gen Punk­ten nach­ge­bes­sert wer­den, weil wich­ti­ge Aspek­te feh­len. Aus Sicht des Bünd­nis­ses müss­ten bei jeder Stra­ßen­bau- und Sanie­rungs-Maß­nah­me Ver­bes­se­run­gen für den Rad­ver­kehr geprüft wer­den. Durch Rege­lung von Zustän­dig­kei­ten, Ver­fah­ren und Stan­dards sol­len Pla­nung und Bau von Rad­in­fra­struk­tur schnel­ler wer­den. Das Bünd­nis bie­tet eine kon­struk­ti­ve Mit­ar­beit und sei­ne Exper­ti­se an und ver­weist dar­auf, dass die Radent­schei­de in Ber­lin und NRW an der Erar­bei­tung der dor­ti­gen Rad­ge­set­ze betei­ligt wurden.

Hin­weis für Redak­tio­nen
Die­se Pres­se­mel­dung und wei­te­re Infor­ma­tio­nen gibt es online in unse­rem Pres­se­be­reich und unter https://radentscheid-bayern.de.

Kon­takt
Lau­ra Gans­windt, Pres­se­spre­che­rin ADFC Bay­ern e.V.: 0160 – 8544366

Über das Bünd­nis
Das Bünd­nis „Radent­scheid Bay­ern“ wur­de vom All­ge­mei­nen Deut­schen Fahr­rad-Club (ADFC) Bay­ern, vom Ver­kehrs­club Deutsch­land, Lan­des­ver­band Bay­ern e.V. (VCD Bay­ern) und den 11 kom­mu­na­len baye­ri­schen Radent­schei­den (Augs­burg, Bam­berg, Bay­reuth, Erlan­gen, Frei­sing, Mün­chen, Nürn­berg, Neu-Ulm, Regens­burg, Rosen­heim, Würz­burg) gegrün­det. Unter­stützt wird der Radent­scheid Bay­ern vom BUND Natur­schutz (BN) und sechs baye­ri­schen Lan­des­ver­bän­den poli­ti­scher Par­tei­en (Bünd­nis 90/Die Grü­nen, SPD, ÖDP, DIE LIN­KE, Volt, Piratenpartei).